Die Headsets von Franz Kafka in Amerika!
Kafkas Beschreibung eines Mannes, der mit einem Headset telefoniert!
Im Rahmen der Sommerlektüre anlässlich des 100. Todestages von Franz Kafka habe ich wieder einmal den Roman „Amerika“ gelesen. Das Buch wurde von Kafka zwischen 1911 und 1914 geschrieben, blieb unvollendet und wurde auch unter dem Namen „Der Verschollene“ veröffentlicht. Erst 1927 wurde es posthum von seinem Freund Max Brod veröffentlicht. Eigentlich gegen den Willen Franz Kafkas, denn Max Brod musste am Sterbebett versprechen, Kafkas Werke vollständig zu vernichten.
Für uns als Headset-Liebhaber ist die folgende Passage sehr interessant, denn hier beschreibt Kafka im Namen seines Protagonisten Karl Roßmann das Telefonieren im Handelshaus seines reichen Onkels in Amerika und damit auch die Anwendung eines der ersten Headsets:
„Im Saal der Telephone gingen, wohin man schaute, die Türen der Telephonzellen auf und zu, und das Läuten war sinnverwirrend. Der Onkel öffnete die nächste dieser Türen, und man sah dort im sprühenden elektrischen Licht einen Angestellten, gleichgültig gegen jedes Geräusch der Türe, den Kopf eingespannt in ein Stahlband, das ihm die Hörmuscheln an die Ohren drückte. Der rechte Arm lag auf einem Tischchen, als wäre er besonders schwer, und nur die Finger, welche den Bleistift hielten, zuckten unmenschlich gleichmäßig und rasch. In den Worten, die er in den Sprechtrichter sagte, war er sehr sparsam, und oft sah man sogar, daß er vielleicht gegen den Sprecher etwas einzuwenden hatte, ihn etwas genauer fragen wollte, aber gewisse Worte, die er hörte, zwangen ihn, ehe er seine Absicht ausführen konnte, die Augen zu senken und zu schreiben“
Das klingt nicht gerade nach einem angenehmen Gefühl beim Telefonieren. Zum Glück hat sich der Tragekomfort in den letzten 100 Jahren doch deutlich verbessert…